Kolumne

Warum die Energiekrise nichts Neues ist…

Kolumnist Michael Otterbein

Nachdem uns 2020 und 2021 ein Virus um den Schlaf gebracht hat, ist Energie das Thema dieses Jahres. Wir kaufen plötzlich Stromheizgeräte und „historische“ Heizmethoden wie Holz- und Kohleöfen erfahren eine Renaissance. Manche Besitzer von alten Ölkesseln freuen sich, dass sie noch nicht auf eine moderne Gasheizung umgestellt haben. Wobei natürlich auch die Energieträger Öl, Strom und Kohle der aktuellen Krise unterliegen und der Holzpreis ebenfalls durch die Decke geht.

Die aktuelle Krise macht uns wieder einmal deutlich, dass unser Wohlstand auf fragilen Grundlagen beruht und dass alles, was wir als normal empfinden, sich schneller verflüchtigen kann, als uns lieb ist. Gerade bei Energie und Rohstoffen ist unsere hochmoderne Gesellschaft – nicht erst heute – von Importen aus anderen Teilen der Welt abhängig. Wer von euch im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, weiß, dass wir in den 1970er Jahren autofreie Sonntage hatten, weil die „bösen Ölscheichs“ uns den Hahn zudrehten. Im kalten Winter 1946/47 sind Menschen in Deutschland erfroren, weil zu wenig Kohle zum Heizen da war. Ähnlich schlimm war es vor hundert Jahren, Anfang der 1920er Jahre.

Wie abhängig wir von russischem Erdgas sind, war im Prinzip natürlich vorher bekannt. Was die Lösung ist, darüber streiten sich nach wie vor die Experten: mehr Gas aus anderen Teilen der Welt importieren? Eine weitgehende Umstellung auf regenerative Energien – oder noch strengeres Energiesparen? Ums Sparen kommen wir aktuell wohl nicht herum. Wir werden aber bestimmt andere Quellen für unseren Energiebedarf finden, und die Lage wird sich entspannen. Dann finden wir in den alten Wohlstandsmodus zurück – bis zur nächsten Krise, wenn wir plötzlich feststellen, wie abhängig wir vom Solarstrom aus der Sahara sind.

Titelbild: Pexels/Olga Lioncat
Artikel teilen: